Olsberg (51.364225 | 8.518036 oder 51.366090 | 8.522518)
Hinter diesem Eisentor bestimmt höhere Gewalt über Leben und Überleben. Ein Ort der Gefahr, das ist spürbar, als ich durch das Tor trete, das Siegfried Stahlmecke aufgeschlossen hat. Der Berg will uns nicht. Noch bevor wir sein Reich betreten, bläst er zum eiskalten Widerstand. Während sich draußen der April mit milden 24 Grad einschmeichelt, fegen uns aus dem dunklen Gang Winde mit gefühlten Nullgraden entgegen. Meine Ohren, die unter dem roten Helm hervorlugen, frieren wie im Winter. Der Kies unter den Schuhen knirscht. Der Stollen ist niedrig, wir laufen gebückt, mit eingezogenen Köpfen.
Schweigend dringen wir immer tiefer in den Stollen ein. Auf den ersten Metern ist buchstäblich fühlbar, wie hart sich die Bergleute vor 250 Jahren in die Tiefe gekämpft haben. Mit Hammer und Schlägel, das lesen meine Finger von der schroffen Oberfläche ab, haben sie sich vorgearbeitet. Manchmal haben sie nur fünf bis sieben Zentimeter am Tag geschafft. Und dennoch haben sie ein Gangsystem geschaffen, das den Philippstollen mit dem Maxstollen verband, der heutzutage nur noch für Fledermäuse zugänglich ist. Die Lichtkegel der Taschenlampen enthüllen, wie farbig der Fels links, rechts, über uns ist. Satt rostrot, vom Eisenerz. Gelblich, wenn der Anteil von Schwefel hoch ist. Beige, wenn ausgeschwemmter Sand über Jahrmillionen eingebacken wurde. Ausgehärtete Salze weißeln die Wände. Das überall herabrieselnde Wasser lässt sie glänzen wie Zuckerguss auf einem Kuchen.
Der Alltag der Bergleute, die ab 1749 den Philippstollen gruben, war wahrlich kein Zuckerschlecken. Sie kamen aus den umliegenden Dörfern. Morgens versorgten sie daheim Hühner und Schweine. Dann machten sie sich auf einen kilometerlangen Weg zum Eisenberg, 606 Meter hoch, bei Olsberg. Unter Tage schufteten sie zehn, zwölf Stunden, dann wieder Heimweg und nochmal um die Tiere kümmern. Kein Wunder, dass sie damals oft schon mit 40 starben. Je weiter ich unserem Stollenführer in die Dunkelheit folge, desto mehr kann ich spüren, wie feindlich diese Umgebung für die Arbeiter war. Menschen hatten hier eigentlich nichts zu suchen. Zu kalt, zu nass, zu windig, zu gefährlich. Aber sie wollten etwas vom Berg, sie wollten seine Schätze, in diesem Fall Eisenerz, in anderen Fällen auch Gold, das an vielen Stellen im Sauerland gefunden worden ist. Dafür trotzten sie Müdigkeit und Krankheiten, dafür malochten sie täglich in Todesnähe.
Nach 600 Metern kann ich mich plötzlich strecken, den Kopf heben. Und sehe, dass wir in einer Grotte stehen. Wir zünden Kerzen an, die irgendwo bereit liegen. In ihrem Schein glänzen die Wände in allen Schattierungen von Rot, über uns wölbt sich der Fels in einer Höhe von mehr als vier Metern. Als alle Kerzen angezündet sind, entfaltet sich die ganze Szenerie. An einem kleinen Felsvorsprung unter der Decke hat sich eine Fledermaus festgekrallt, kopfüber hängend. Irgendwo im Hintergrund gurgelt Grubenwasser. An der Seite der Grotte liegen flache Steine mannshoch aufgetürmt, eine Art Altar. Darauf steht ein schwarzer Lichtbogen, wie man sie vom Erzgebirge kennt. Rechts daneben ein Bildstock der Heiligen Barbara, eine Figur aus dunklem Metall, umrahmt von hellem Holz. Sie ist die Schutzpatronin der Bergmänner. Ihr wurde dieser Platz gewidmet, als der Philippstollen zum Besucherbergwerk wurde.
Ihre Verehrung hat Tradition. Bevor die Männer morgens in den Stollen gingen, grüßten sie die Schutzheilige und baten um ihren Beistand. Abends, wenn sie das Tageslicht wieder erblickten, grüßten sie erneut und dankten für den Schutz. Schließlich erlebten sie immer wieder, dass Kumpel von herabstürzenden Felsbrocken verletzt wurden. Oder sogar verschüttet, unrettbar. Was blieb ihnen anderes übrig als Gottergebenheit? Selbst ich als Besucher, der relativ bequem und sicher bis zur Barbara-Grotte gelangt bin, kann ihre Verlorenheit in den kalten Gängen nachvollziehen, ihr unermessliches Bedürfnis nach Schutz und Trost.
Die Grotte erinnert mich, den leidenschaftlichen Bergwanderer, an die Szenerie im Hochgebirge. Die aufgetürmten Steinhaufen, die am Berg den Weg weisen. Der schroffe Fels. Die gurgelnden Bächlein. Die Stille oberhalb von 2000 Metern. Schließlich das Gipfelkreuz, in diesem Fall eine Barbara-Statue, um für überstandene Strapazen zu danken. Auf einmal erscheint mir die Grotte wie ein umgedrehter Gipfel, tief im Berg vergraben.
Nicht nur geologisch Interessierte besuchen den Stollen. Es hat in der Barbara-Grotte auch schon ein Posaunenchor gespielt, ein andermal wurden dort Gedichte vor kleinem Publikum zitiert. Seit draußen das Steigerhäuschen neben dem Stolleneingang für Trauungen zur Verfügung stehe, sagt Stahlmecke, wären auch Hochzeiten denkbar. Die Formel von „den guten wie den schlechten Zeiten“, da bin ich mir sicher, bekäme, unter Tage ausgesprochen, besonderes Gewicht.
Autor: Michael Gleich
Michael Gleich
Wandelparkeerplaats Langer Berg aan de B 480 tussen Olsberg en Brilon-Altenbüren.
Als voormalige mijnstreek lokken Brilon en Olsberg geschiedenisliefhebbers naar de Gewerkenweg. De mijnlus in Ol sberg is een van de interessantste delen van de Gewerkenweg.
Neem voor meer informatie contact op met de VVV in Olsberg: Tel: 0 29 62 - 97 37 0, e-mail: info@olsberg-touristik.de
Dat niet alleen geologisch geïnteresseerden de galerie bezoeken. Een trombonekoor heeft ook in de Barbaragrot gespeeld en bij andere gelegenheden werden er gedichten geciteerd voor een klein publiek.