Kirche St. Dionysius

Kirchhundem-Rahrbach (51.037795 | 7.977586)

Einfachheit

Innenraum der Ende des 13. Jhs. erbauten Pfarrkirche mit eindrücklichen Heiligenfiguren und einer der ältesten Orgeln der Region.

Schlicht. Und ergreifend. Das sind die ersten Worte, die mir einfallen, als ich die Kirche St. Dionysius betrete. Die Wände, braun-beige gehalten, mit zurückhaltender Bemalung an den gotischen Spitzbögen, strahlen Wärme aus. Die übliche barocke Überladung fehlt. Auch die zwölf Apostel-Figuren, die den Altarraum umstehen, strahlen einfache Menschlichkeit aus, bäuerliche Gesichter, schlichte Gesten, kein Pathos. Ich habe das Gefühl, Nachbarn, Freunde, Bekannte aus meinem Heimatdorf wiederzuerkennen. Eine Kirche nach menschlichem Maß. Keine Herrschaftsarchitektur, in der sich die Gläubigen unwürdig und ohnmächtig vorkommen sollen.

Diese Kirche ist völlig unwahrscheinlich. Vor mehr als 760 Jahren erbaut, im kleinen Rahrbach, von einer sicher nicht reichen Gemeinde, die nicht mehr als 200 Seelen zählte. Wie konnten Bauern, die auf kargen Berghängen gerade mal ein Auskommen hatten, eine Kirche mit 33 Meter hohem Turm errichten? Wie war das möglich, Herr Tillmann? Auch für ihn, der mit der Kirche groß geworden ist, reicht es an ein Wunder heran. Reinhard Tillmann, 70, vor der Pensionierung bei der Post, im Ruhestand noch engagierter als früher, im Musikverein, für die Jugend und gute Wanderwege. Und für die Kirche St. Dionysius, durch die er Gruppen führt.

Er erzählt von Rivalitäten mit „den Lutherschen“, jenseits des Berges, im Siegerland. Vom Pfarrer Heinrich Spickermann, der sich mit Waldbesitzern anlegte, der darum stritt, ob eine Leiche auf protestantischem oder, wie er meinte, auf katholischem Boden zu begraben sei, und der, als er schließlich den Bischof attackierte, kurzerhand in Schutzhaft genommen wurde. „Als er entlassen wurde“, erzählt Tillmann, „tauchte er an einem Sonntag auf, stürzte in die Kirche, beförderte den Ersatzpriester am Kragen hinaus, sprach die Worte ‚hier bin ich der Pfarrer‘ – und war wieder da.“

Mit der gleichen Vehemenz bewirkte er das zweite Wunder: Rahrbach bekam eine Orgel. Das war Anfang des 18. Jahrhunderts so unwahrscheinlich, als würde man heute mitten im Wald ein Fußballstadion bauen. Aber Spickermann wollte. Spendete selbst eine größere Summe, und brachte seine Schäfchen dazu, ebenfalls zu spenden. Damals war noch nicht viel Bargeld im Umlauf, umso erstaunlicher, wie viel Geld zusammenkam. Wer keines hatte, gab dem Orgelmacher ein paar Pfund Butter, ein Dutzend Maß Bier, ein paar Bücklinge oder Bretter. Ältere Pfeifen wurden angekauft, neue aus Blei gegossen, einen Schreinermeister ließ man von auswärts kommen. Spickermann, nicht nur Streithansel, sondern auch musikvernarrt, konnte ab 1702 auf der Orgel spielen.

Aus den Erzählungen von Reinhard Tillmann wird deutlich: Es war nicht eine einzige Persönlichkeit, die all das gestemmt hat. Es war der Wille und die Kraft der Gemeinde. „Tut dies zu meinem Gedächtnis“, hatte Jesus beim letzten Abendmahl seinen Jüngern aufgetragen. Um ihn zu feiern, braucht es einen Ort, so müssen es die Rahrbacher Bauern gesehen haben. Einen guten Ort, ohne Schnickschnack, aber nicht karg, und eine Musik wollen wir dazu, die von der Freude singt, und frische Blumen am Altar, und Kerzen sollen brennen, und es sollen Figuren der Heiligen aufgestellt werden, damit wir jemanden anschauen können, wenn wir beten und bitten.

Es ist kein Verlust, dass die reich verzierte, barock-vergoldete Kanzel an eine andere Gemeinde gegeben wurde. Sie würde nicht passen. Das Wesentliche ist einfach. Die Seele ist einfach. Kompliziert ist nur unser von Vorstellungen, Vorwissen und Vorurteilen beladener Ich-Geist. Mich berührt, mit welcher Klarheit und Konzentration diese Kirche zu mir spricht. Sie inspiriert mich auch für mein eigenes Tun: Könnte ich beim Schreiben manchen Schnörkel und Schlenker auch einfach weglassen?

Reinhard Tillmann, der Kirchenerzähler, verkörpert jene Kraft, die aus einem klaren Willen kommt. Er hat beispielsweise den Poesieweg entworfen, der an der Kirche beginnt, musste dafür einen kräftezehrenden Bürokratie-Hürdenlauf überstehen und hat dann mit anderen aus dem Dorf den Weg angelegt. Als wir gemeinsam den 7,5 Kilometer langen Rundkurs gehen, erzählt er mir eine weitere Dorf-Geschichte. Vor ein paar Jahren war einer seiner Freunde, ein 45-Jähriger, Vater von zwei Kindern, lebensbedrohlich an Leukämie erkrankt. Einzige Hoffnung auf Heilung: Ein passender Spender von Stammzellen musste gefunden werden. Wegen möglicher Abstoßungsreaktionen des Körpers eine Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen.

Die Rahrbacher nahmen die Herausforderung an. Sie organisierten eine Halle, in der sich mögliche Spender testen lassen konnten. 1.500 kamen. Die Freiwillige Feuerwehr regelte den Verkehr. Eine Großbäckerei stellte Brötchen und Kuchen, der Metzger Würstchen und Frikadellen. Vier Ärzte und 20 Krankenschwestern arbeiteten unentgeltlich. Für zwölf Bedürftige im In- und Ausland wurden Stammzellen-Spender gefunden, umgekehrt bekam der Erkrankte eine Spende aus den USA. „Der ist heute wieder putzmunter“, freut sich Reinhard Tillman.

Für mich klingt seine Geschichte so, als hätte das Dorf an diesem Tag wieder eine Kirche gebaut. Einfach so.

De essentie is eenvoudig. De ziel is eenvoudig. Gecompliceerd is alleen onze ego-geest beladen met ideeën, voorkennis en vooroordelen.

Michael Gleich

Je kunt de Kirche St. Dionysius het beste bereiken vanaf de:

Parkeerplaats van de parochiekerk St. Dionysius in Rahrbach. Zur Hardt, 57399 Kirchhundem

Hier begint ook de Rahrbacher Poëziepad. De gemakkelijke wandeling over goed begaanbare bospaden met een lengte van ca. 7,7 km is overal gemarkeerd met het bordje "witte cirkel op zwarte achtergrond". Vanaf het startpunt bij de kerk van Rahrbach gaat het eerst licht bergopwaarts door open weiden naar de bosrand (ca. 0,8 km).

Meer informatie is verkrijgbaar bij de Tourist Information Lennestadt-Kirchhundem: Tel: 0 27 23 - 60 88 00, e-mail: info@lennestadt-kirchhundem.de