Keine andere Gemeinde in Nordrhein-Westfalen besitzt so viel eigenen Wald wie Brilon. Das macht die Stadt am Nordrand des Sauerlandes zur Stadt des Waldes – eines Waldes im Wandel. Der Vorteil des Waldes im Stadtbesitz ist unverkennbar: Diskussionen mit privaten Waldbesitzern darüber, wie der optimale Wald der Zukunft aussehen soll, entfallen hier. Die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse können direkt umgesetzt werden.
Die Stadt des Waldes ist heute zwangsläufig eine Stadt des Wandels. Schon der Orkan Kyrill hatte das Gesicht der Briloner Wälder verändert, woran bis heute das beeindruckende Kyrilltor am Rothaarsteig bei Petershagen erinnert. Klimawandel und Borkenkäfer greifen heute noch viel stärker ins Waldbild ein. Intakter, naturnaher Wald und Wald im Wandel grenzen in Brilon aneinander und bieten dem Wanderer eindrucksvolle, lehrreiche und entspannende Naturerlebnisse.
Unterschiedliche Baumarten anzupflanzen war schon seit längerem eine Idee im Briloner Stadtwald. Viele Gäste fragen sich, warum trotzdem so viele sterbende Fichtenwälder noch zu sehen sind. Die Antwort ist einfach: Waldwandel braucht seine Zeit. Die erwachsenen Fichten wurden vor 80 bis 120 Jahren gepflanzt. Damals schien die Fichte eine gute Lösung zu sein, um die nach Kriegsende gefällten Wälder schnell zu ersetzen und die Böden vor dem Abrutschen zu bewahren. Die meisten Fachleute waren der Meinung, man solle nur auf eine einzige Lösung setzen und die hieß Fichte. Diversifizierung wäre wohl besser gewesen – hinterher ist man immer klüger.
Nach den Walderlebnissen wandern wir ganz passend zum Thema durch das Kyrilltor über den Rothaarsteig nach Süden. Dort wartet die Mutter aller Sauerländer Wanderhütten: Die Hiebammenhütte war die erste richtige, urige Hütte mit Ausschank am Rothaarsteig. Wir entscheiden uns dort heute für Semmelknödel mit Waldpilzen. Das klingt im ersten Moment bayrisch, ist aber buchstäblich ganz aus der Sauerländer Erde. Die Pilze stammen alle aus den Wäldern um die Hütte.
Klaus-Peter Kappest
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