Brilon und Olsberg

Sie verschmilzt mit der Natur, wer sie nicht kennt, findet sie nicht: die Briloner Waldfee. Und doch ist sie in den ausgedehnten Wäldern südlich der Briloner Hochfläche allgegenwärtig und das nicht nur auf ihrem eigenen Waldfeenpfad. Entlang von Brilons Wanderwegen warten im dichten Wald überraschende Installationen auf den Wanderer: von der mittelalterlichen Kirchenruine bis zur modernen Kunst, von harten und steilen Felsgipfeln bis zu bequemen und weichen Entspannungsplätzen.

Brilon - Im Reich der Waldfee 

Im Norden die offene Briloner Hochfläche, im Süden Waldberg hinter Waldberg bis zu den Bruchhauser Steinen am Horizont, das ist Brilon.





Briloner Waldfee in eienm grünen Kleid

Von oben schaut man auf ein grünes Meer - Wald so weit das Auge reicht. Das ist das Reich der Waldfee. Da muss sie irgendwo sein, das sagenhafte Wesen. Jedes Jahr küren die Briloner eine junge Frau aus dem Ort zur Waldfee. Für ein Jahr vertritt sie ihre Heimatregion auf Messen, Empfängen und zu anderen offiziellen Anlässen. Ich habe mich mit ihr in einem ganz verwunschenen Teil des Waldes verabredet. Oberhalb von Altenbüren liegen vollkommen versteckt ein paar Felsen im Unterholz. Auf den ersten Blick ist die Waldfee gar nicht zu erkennen, so perfekt ist ihr Kleid an die Farben des Waldes angepasst. Gut, dass ich etwas Licht-Technik dabei habe. So kann ich sie hier im Wald ins rechte Licht setzen - unter dem Felsen, vor dem Felsen, auf dem Felsen.

Unsere Wanderung beginnt im Briloner Kurpark und führt uns zunächst über den Landschaftstherapeutischen Weg Richtung Gudenhagen. Hinter einer Biegung schwebt plötzlich ein  leuchtender, roter Kranz zwischen den Bäumen über einer Bank. Der Feenkranz ist eine jener kreativen Installationen in den Briloner Wäldern, von denen Brilon besonders viele zu bieten hat. „Wir sorgen dafür, dass es auf unseren Wanderwegen immer wieder was Neues zu entdecken gibt,“ das ist der Waldfee besonders wichtig. Kurze Zeit später sitzen wir an einem Wegekreuz mit diversen Abzweigungen. Hier soll der Wanderer innehalten und nach der richtigen Fortsetzung des Landschaftstherapeutischen Wegs suchen.





Schmaler Wiesenpfad im Sommerlicht

Auch ohne die Hilfe der Waldfee finde ich schnell den rechten Weg und im weiteren Aufstieg erzählt sie mir: „Ich mag besonders den Briloner Kammweg. 49 km zertifizierter Wanderweg sind genau das Richtige für ein verlängertes Wochenende. Und von da oben gibt es so viele tolle Ausblicke - und natürlich Überraschungen, aber die verrate ich nicht. Die müssen die Wanderer schon selbst entdecken. Und für alle, die nicht ganz so weit laufen wollen, habe ich meinen eigenen Wanderweg. Der ist vor allem für Familien mit Kindern gemacht.“

Hinter Gudenhagen kommen wir auf ihren Waldfeenpfad. Jauchzend balanciert meine Begleiterin über Baumstämme, die wie beim Mikadospiel übereinander liegen. „Wenn das wirklich umgestürzte Bäume nach einem Sturm wären, wäre das absolut lebensgefährlich, was ich hier mache. Beim Sturmholz weiß man nie, was passiert. Aber die Stämme hier sind fest miteinander verschraubt. Auf diesem Wald-Klettergerüst können sich die Kinder austoben.“ Wenig später kommt dann etwas für die Eltern. Zwei Massage-Bäume - eine echte Waldfee-Kreation - eine Waldliege und zwei Hängematten bieten Wellness-Entspannung im Wald - Ruhe, Genuss pur. Aber es gibt auch Aufregendes im Reich der Waldfee. Plötzlich donnert es und eine Staubwolke erhebt sich über die Bäume: Sprengung im nahegelegenen Steinbruch. Ein Ärgernis für die Waldfee? „Im Gegenteil,“ erfahre ich. „Hier ganz am Rande meines Reiches entsteht was ganz Spannendes für die Wanderer.“ Und schon führt sie mich hinein ins Getümmel.





Brilon im Morgennebel

Die Baggerschaufel ist so groß, dass ich darin stehen könnte. Die Räder des Lasters, den der Bagger befüllt, sind größer als ich. Unter Gedonner erhebt sich eine gewaltige Staubwolke von der Ladefläche. Diabas wird östlich von Brilon abgebaut und zu Split und Schotter für den Straßenbau verarbeitet. Der Baggerfahrer deutet mit dem Daumen hinter sich: „Da müssen sie rauf. Das ist der beste Aussichtspunkt im Briloner Land!“ Ein Bisschen Stolz schwingt da mit, denn diesen Aussichtspunkt hat die Belegschaft des Steinbruchs geschaffen. Auf dem höchsten Punkt der inzwischen schon wieder begrünten, ehemaligen Abraumhalde ragen fünf rote Säulen in den Himmel und markieren das Plateau, von dem aus der Wanderer das ganze Gemeindegebiet von Brilon überblickt. Neue Wanderwege und ein Mountainbike-Parcours durchziehen den Nordhang der Bilsteinhalde, den die Natur ansonsten schon wieder stark für sich zurück erobert hat. „Ohne den Steinbruch gäbe es in meinem Reich keinen 360º-Rundblick,“ schwärmt die Waldfee und dreht sich zwischen den Tafeln, die kreativ die Aussicht Gipfel für Gipfel beschreiben.

Klaus-Peter Kappest

Schon seit Jahrtausenden spüren die Menschen die Kraft spezieller Plätze in den Wäldern rund um Olsberg. Für die Kelten waren die Bruchhäuser Steine vielleicht Heiligtum und Fluchtburg zugleich. Bis heute sind sie als Wanderziel herausragend, und das auch ganz wörtlich, denn kein anderer Sauerländer Fels ragt so weit über die Bäume. Im Mittelalter pilgerten die Menschen zur Kirche auf dem Borberg und heute verläuft in den Wäldern an seinem Fuß der Kneippwanderweg.

Olsberg - Natur - Heil - Kraft 

Olsberg ist einer der ältesten Kneipp-Kurorte Deutschlands, doch die Heilkraft der Natur - vor allem zwischen Borberg und Istenberg - haben vielleicht schon die Kelten gespürt.

„Schon seit über 120 Jahren ist Olsberg Kneipp-Kurort. Da lebte der alte Pfarrer Sebastian Kneipp noch in Wörishofen,“ erzählt mir Gudrun Hagemeister. Zusammen mit Ihrer Tochter Silke ist sie hier als Kneipp-Therapeutin und Wanderführerin tätig. Wir steigen über den speziellen Kneipp-Wanderweg auf zum Borberg. Es ist ein heißer Sommertag. Durch alte Buchenwälder führt uns der weiche Waldpfad steil den Berg hinauf, doch plötzlich streift mich ein eiskalter Windhauch. Der kommt aus dem offenen Stollenmund des Waxstollens. In dem alten Eisenerz-Bergwerk wohnen heute nur noch Fledermäuse. Der Luftzug, der uns am Eingang entgegen weht, hat das ganze Jahr über eine konstante Temperatur von 8º C. Die gleiche Temperatur hat auch das klare Wasser, das aus dem Stollen kommt.

„Wasser ist das wohl bekannteste der fünf Elemente der Heilkunde von Sebastian Kneipp,“ erklärt mir Silke Hagemeister, „und alle fünf Elemente finden wir hier auf dem Kneippwanderweg. Wasser gibt es eigentlich überall. An den schönsten Stellen haben wir Tretbecken angelegt. Hier an der Quelle vor dem Waxstollen bieten wir bei unseren geführten Wanderungen Armgüsse nach den Regeln von Kneipp an.“





Zwei Kneippanimateurinnen auf dem Olsberger Kenippweg an einem Sommertag

Nach einem steilen Pfad-Aufstieg genießen wir den Ausblick von einer Waldliege auf die Täler rund um Elleringhausen. Eine breite Waldschneise macht es möglich. Gudrun Hagemeister nimmt ein Buch aus ihrem Rucksack und zeigt mir darin, wie viele Heilkräuter alleine rund um die Waldliege zu finden sind. Heilkräuter sind nämlich ein weiteres Element in der Kneippschen Lehre.

Als wir weiter gehen, ziehen wir uns Schuhe und Strümpfe aus. „Wir gehen jetzt mal ein Stück barfuß. Das nächste Kneipp-Element heißt Bewegung. Und bei der Bewegung wollen wir die Natur direkt spüren. Dafür haben wir hier einen Barfußpfad angelegt.“ Füße waschen können wir uns dann im nächsten Tretbecken. Nur abtrocknen ist nicht erlaubt. Das muss nach den Lehren von Kneipp der Körper selbst erledigen. An einem so heißen Tag wie heute ist das prima.

Bei der nächsten Rast unterhalten wir uns über Ernährung, dem nächsten Element Kneipps. Einige Gasthöfe in Olsberg haben sich auf die besondere, gesunde Ernährung spezialisiert, die Kneipp entworfen hat. Wer wandern gehen will, kann dort auch passende Lunch-Pakete bekommen.





Sommerliche Wiese mit Aussicht auf das Sauerland

Schließlich stehen wir vor der Kirchenruine auf Borbergs Kirchhof und Gudrun Hagemeister erzählt: „Vor über 2000 Jahren kamen die Kelten in diese Gegend. Hier war eine ihrer Burgen und drüben auf dem Istenberg zwischen den Bruchhauser Steinen vielleicht noch eine. Sie haben die heilsame Wirkung dieser Kraftorte schon gespürt. Später entstanden in den Wäldern Kirchen, heute haben wir zumindest noch Kappellen. Egal was man unter Spiritualität versteht und welcher Religion man angehört, jeder entdeckt hier irgendwo seinen ganz persönlichen Kraftort, der ihn zur inneren Balance führt. Das ist das fünfte Element von Kneipp, die Balance.“

Äußere Balance brauchen wir auf dem allerletzten Stück unseres Weges: hinauf auf den Feldstein. Er ist zwar nicht der höchste Felsen im Reigen der Bruchhauser Steine, aber da er auf dem Gipfel des Istenbergs liegt, bildet seine Spitze den höchsten Punkt des Berges. Im Aufstieg wird es wirklich alpin. Wir müssen den Hände zur Hilfe nehmen. Um die besten Fotoperspektiven einzunehmen, muss ich richtig zwischen den Felswänden klettern. Und dann stehen wir neben dem Gipfelkreuz. Welches Panorama! Hier gibt es wirklich etwas zu sehen. Das Wasserschlösschen Bruchhausen zum Beispiel liegt uns buchstäblich zu Füßen.

Der Feldstein auf dem Istenberg bietet nicht nur einen großen Ausblick, sondern ist auch der wahrscheinlich älteste Kraftort des Sauerlandes, den schon seit mindestens zwei Jahrtausenden die Menschen aufsuchen.

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