Himmelssäulen

Medebach-Glindfeld (51.198797 | 8.642142)

Ehrfurcht

Baumreihe mit 38 Douglasien. Die über 120 Jahre alten Baumriesen sind die größten Lebewesen des Sauerlandes und bis zu 63 m hoch.

Zu Besuch bei den größten Lebewesen des Sauerlandes. Da stehen sie, 38 an der Zahl, in akkurater Reihe, und rühren sich nicht vom Fleck. Seit 127 Jahren schon stehen die Waldriesen beharrlich Spalier. Während sich die Fichten ringsumher als ziemliche Umfaller erwiesen haben, wenn die Winde mal heftiger wehen, Fluch der Flachwurzler, trotzten die Douglasien sogar einem Orkan wie dem legendären Kyrill. Immer standfest, immer grün. Mit 63 Metern sind sie heute schon genauso hoch wie der Turm von St. Peter und Paul in Medebach (den Wetterhahn mitgerechnet), und sie können noch weitere 200 Jahre an Höhe zulegen.





Zapfen der Himmelssäulen

Wir stehen an Douglasie Nummer eins, der mächtigsten von allen. Anni Kuhler und Hildegard Althaus, die mich hierher geführt haben, entfachen ein wahres Feuerwerk von Fakten, in geübtem Wechselspiel. Die beiden, geboren in Medebach, seit Jahrzehnten Freundinnen, seit Jahrzehnten Bewunderer der Baumriesen, wandern regelmäßig mit Gruppen ins Jungholz. So heißt der Wald bei den Douglasien. Sie denken, das sei ein guter Ort, um Ehrfurcht vor der Schöpfung zu vermitteln. Nicht mit erhobenem Zeigefinger. Sondern spielerisch, sinnlich, fühlend.

Die beiden haben dieses Glitzern in den Augen, wenn sie von den besonderen Bäumen schwärmen. Das überträgt sich. Auch auf die Schüler, die eigentlich mit der Natur fremdeln, beim Wandertag keine Wasserflasche dabei, aber Geld, weil da bestimmt ein Shop im Wald ist. Smartphone-Kids, denen lila Kühe vertrauter sind als echte. Aber diese Bäume… boah, sind die riesig… und schon so alt… ich muss den Kopf ganz weit in den Nacken legen und sehe die Spitze immer noch nicht… wie viele Kinder es wohl braucht, um den Stamm zu umfassen? ›Und dann haben wir sie‹, sagt Anni, und ihre blank-blauen Augen leuchten dabei.





Himmelssäulen in einer Reihe

Die Kleinen werden losgeschickt, die Stämme zu zählen. Sie rennen an der Baumreihe hoch und runter, toben sich aus, lernen spielend. Sie schauen zu, wie man Höhen messen kann, nur mit einem Stock, den man armlang vor dem Gesicht hält, und gezählten Schritten. Sie erfahren, dass Douglasien Schummelbäume sind. ›Wenn die verletzt werden, schließen sie ganz schnell die Wunde mit ihrer dicken Borke. Deshalb sind die so widerstandsfähig. Erst im Sägewerk zeigt sich, wo das Holz unregelmäßig ist. Schreiner finden das nicht so toll.‹

 ›Wenn wir den Kindern in der freien Natur Geschichten erzählen, werden sie ungewöhnlich still‹, sagt Hildegard. Sie hat den Vergleich, vor der Pensionierung war sie Lehrerin. Die fein-weißen Netze der Gespinstmotte? Das ist Elfenstoff. Der Rote Fingerhut? Seht ihr die vielen Punkte im Inneren der Blüte? Das sind Landebahnen für Hummeln. Ein Seil, an das Efeu-Ranken geknotet werden? Vorhang auf, tretet ein in die Anderswelt. Dazu noch ein Zaubertrick: Brennnesseln, die nicht brennen – wenn man von unten nach oben über die Blätter streicht.





Große Douglasie vom Boden aufwärts fotografiert

Die beiden erzählen dann auch vom „Gelobten Fest“, gut eingespielt, wie ein altes Ehepaar. Im Dreißigjährigen Krieg rückten die feindlichen Schweden und Hessen auf die Stadt vor. Die Medebacher flohen mit Sack und Pack hierher, ins Jungholz. Bauten Hütten, nutzten Höhlen, aßen Beeren und Pilze. Und sie gelobten: Wenn diese Heimsuchung vorüber ist, feiern wir ein Fest – jedes Jahr. Sie hielten sich an das Gelöbnis.  Früher war das Gelobte Fest ein „Fasttag für Mensch und Tier“, an dem kein Medebacher die Stadt verlassen sollte. Bis heute schließen die Geschäfte, stattdessen Kirchgang und Prozession. War der Brand 1844 die Strafe dafür, dass man die Sache mit dem Gelöbnis in den Jahren davor hat schleifen lassen? Gebannt lausche ich den beiden. Und gebe zu: Dem kleinen Jungen in mir würde so eine Schulwanderung auch sehr gefallen. Es gibt zwei Dinge, die wirklich alle Menschen in ihren Bann ziehen: Spielen und Geschichten.





Blick auf die Himmelssäulen aus der Ferne

Freude und Staunen sind unsere Begleiter im Jungholz. Aus einem Gemisch von Buchen, Fichten und Weißtannen ragen die Douglasien hervor wie Hünen aus einer Menschenmenge. Sie sind Ausländer, mittlerweile gut integriert. Als das Königlich-Preußische Forstamt 1890 säckchenweise Samen verschickte, mit der Anweisung, es mal mit diesem nordamerikanischen Baum zu versuchen, wussten deutsche Förster nicht recht, wie mit dem Fremdling umzugehen. In Medebach wurde mit einem Meter Abstand gepflanzt, wie bei Fichten gewohnt, aber viel zu eng für Mammuts. Mittlerweile werden immer mehr Douglasien gepflanzt. Fichten sind zwar schnell, Waldbesitzer können ihrer Rendite beim Wachsen zusehen. Aber Douglasien behaupten sich gegen Sturm, Trockenheit und Borkenkäfer. Sie machen langfristig das Rennen.

Meine beiden Begleiterinnen zollen ihnen nicht nur botanisch Respekt. In ihren Augen ist das hier eine Galerie der Himmelssäulen. Fest verwurzelt und hoch hinaus. Hildegard sagt: ›Diese Bäume sind so viel größer als wir Menschen. Ich stehe davor, schaue nach oben und kann ich mich nicht mehr so wichtig nehmen.‹ Anni ergänzt: ›Das lehrt Demut. Und die tut mir gut.‹

Autor: Michael Gleich

Himmelssäulen

 





Mandala Douglasien.jpg

Im Zapfen geborgen,
ein Winzling von Samen,
bereit für Wachstum und Leben

Eine Wurzel, tiefer und tiefer,
ein Stamm höher und höher,
Mutter Erde, Regen und Zeit.

Standhaft, mächtig,
himmelwärtsstebend,
trotzend den Stürmen, den Gewalten

Und umhüllt von schützenden Borken
fließt der Baumsaft, heute,
morgen, in Zukunftszeiten

©Marlies Strübbe-Tewes

…das hier eine Galerie der Himmelssäulen. Fest verwurzelt und hoch hinaus.

Michael Gleich

Die Himmelssäulen erreichen Sie am besten von:

Kapelle Glindfeld

Ab der Kapelle in Glindfeld Richtung Osten gehen, ein Stück an der Straße entlang und dann rechts Richtung Wald wenden.

Nach ca. 300 m erblickt man rechte Hand das alte Forsthaus. Von dort kommen wir nachher zurück. Für uns geht es geradeaus weiter auf dem Verbindungsweg Richtung Glindfeld-Winterberg. (weiße Rautenumrandung auf schwarzem Grund) über den Fluss Elkeringhause Siepen bis weiter durch den Wald der Bergweg und Höhenflug an der Weggabelung " Am Dorf" zu uns stoßen. Von hier geht es bergauf dem Bergweg / x15 / Uplandweg und Höhenflug weiter folgen bis wir unterhalb der jungen Grimme auf den K1  Weg und den Verbindungsweg Elkeringhausen -Glindfeld   ( weißes Quadrat auf schwarzem Grund) treffen. Diesen Wegezeichen folgen wir bis zur Schienenhütte. Nun sind alle Anstrenungen gemeistert und der weitere Weg führt rechts bergab auf dem Verbindungsweg Richtung Glindfeld.( weißes Quadrat auf schwarzen Grund)

Im Tal angekommen führt ein Forstweg ohne Beschilderung links zu den Himmelssäulen. Ca. 1 km gehen Sie auf dem Forstweg bis auf der linken Seite die Baumriesen erscheinen. Bitte gehen Sie den gleichen Weg wieder zurück dann am Forsthaus entlang bis Sie zurück bei der Kapelle sind.

Weitere Infos erhalten Sie über die Tourist-Information Medebach: Tel: 02982 / 9218610, E-Mail: info@medebach-touristik.de

Wandertipps





St. Laurentius Kapelle in Medebach-Glindfel
Seelenortwanderung zu den Himmelssäulen
Schwierigkeit: Mittel | Strecke: 13.1km | Dauer: 4:0h | Aufstieg: 389m | Abstieg: 385m
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