Die Sauerländer Heideflächen sind die Höhepunkte der Landschaft rund um Willingen. Geschaffen hat sie der Mensch durch seine rigorose Abholzung der Wälder. Heute sind sie empfindliche, streng geschützte Naturrefugien, die viel Pflege brauchen – und sie sind zu jeder Jahreszeit aussichtsreiche Wandergebiete. Die sie verbindenden Höhenwege bieten besonders im Winter – der Zeit der klaren Luft – Rundblicke weit über das Sauerland hinaus.
Über den Skywalk führen unsere Schritte in den Himmel rund um Willingen – eine Welt voller Fernblicke und aussichtsreicher Einkehrmöglichkeiten. Welche Richtung man in Willingen einschlägt, ist eigentlich egal. Es geht immer rauf und es geht immer zu tollen Aussichten.
Trockene Luft sorgt nicht nur dafür, dass sich ein Wintertag längst nicht so unangenehm kalt anfühlt, wie einer jener feucht-kalten Tage, die die Sauerländer „usselig“ nennen. Und trockene Winterluft hat darüber hinaus noch einen Vorteil: Die Sicht ist klar. Genau darum soll es heute gehen. Von Willingen aus machen wir uns auf den Weg, um die besten Fernblicke zu finden.
Natürlich wollen wir auf dem Weg nach oben den Skywalk nutzen – die zweitlängste Fußgängerhängebrücke der Welt und mit 665 Metern die längste Deutschlands. Nur in Tschechien gibt es eine Fußgängerhängebrücke, die noch einmal 56 Meter länger ist. Immerhin 120 Tonnen metallenes Eigengewicht hängen bis zu 100 Meter über der Sohle des Strycktals bei Willingen. Der Name ist Programm: Hier laufen wir wirklich durch den Himmel und wer glaubt, etwas Luft könnte so viel solides Metall nicht bewegen, wird schnell eines Besseren belehrt. Die Brücke bietet einen tollen Blick auf die Mühlenkopfschanze, der natürlich auf den Sensor gebannt werden soll. Das wäre viel einfacher, wenn sich nicht ständig alles bewegen würde. Ein wenig abenteuerlich ist die Aktion schon, aber vollkommen stabil und sicher. Der Skywalk ist ein Adrenalinkick für Menschen, die lieber kein Risiko eingehen wollen. Diesen Weg übers Tal kann jeder schaffen. Solche Ausblicke gleich zu Beginn sind auf jeden Fall mal wieder verheißungsvoll.
Auf der Südseite des Strycktals geht es weiter aufwärts. Nach einem sanften Aufstieg im Wald erfüllen sich alle Verheißungen. Erst können wir nach Norden auf Usseln schauen. Gleich gegenüber liegt mal wieder einer der Sauerland-Seelenorte: die Heidefläche auf dem Osterkopf. Kurz vor dem höchsten Punkt überblicken wir dann nach Süden fast die ganze Medebacher Bucht und einen nicht unwesentlichen Teil des angrenzenden Hessenlandes.
Für eine kleine oder größere Stärkung müssen wir uns von diesem Ausblick gar nicht trennen. Die Graf-Stolberg-Hütte liegt auf dem aussichtsreichen Bergkamm direkt am Wanderweg. Weite Wiesen vor der Aussichtsterrasse garantieren unverbaubare Fernblicke. Auch die heranwachsenden Wälder werden dagegen nichts ausrichten. Die Terrasse ist gut besucht, aber einige der Besucher waren irgendwie unsportlich. Ganz in der Näher der Hütte ist ein Wanderparkplatz. Man hätte auch mit dem Auto hier hinauffahren können, aber Aussichten sind gleich noch einmal so schön, wenn man sie mit müden Waden bezahlt. Also gehen wir weiter zu Fuß.
Von der Graf-Stolberg-Hütte aus folgen wir einem Rundwanderweg, der ganz passend „Blick-ins-Land“ genannt wird. Im Rothaarsteigland werden die schönsten Rundwanderwege dieser Art Rothaarsteigspuren genannt. Sie sind jeweils die wahrscheinlich schönsten Tages-Rundtouren der Region. Kurz hinter der Hütte teilt sich der Weg – wer nach rechts abbiegt, kommt später von links zurück und umgekehrt. Der schönste Platz für den Sonnenuntergang ist das Kreuz auf der Usselner Heide. Wer schnell dorthin gelangen will, biegt am besten links ab. Wer etwas Zeit mitgebracht hat, sollte aber gegen den Uhrzeigersinn gehen und sich zunächst nach rechts wenden. Beide Wege führen zur Heide. Der rechte Weg ist weiter und bringt uns noch an einigen weiteren tollen Ausblicken vorbei, zum Beispiel oberhalb von Düdinghausen.
Auf welchem Weg auch immer – irgendwann öffnet sich das 180º-Panorama der Usselner Heide. Das ganze Upland liegt uns zu Füßen. Im Sommer geht die Sonne von hier aus betrachtet malerisch hinter dem markanten Aussichtsturm auf dem Ettelsberg unter. Im Winter ist es die näher gelegene Hohe Pön hinter der jetzt die Sonne verschwindet. Langenberg und Clemensberg sind ganz in der Nähe – wir sind wirklich auf dem Dach des Sauerlandes. Die höchsten Sauerländer Gipfel bekommen an diesem Abend von der sinkenden Sonne eine Goldkante verpasst. Welch ein Abschluss für einen Tag auf der Jagd nach Fernblicken im Winterlicht!
Klaus-Peter Kappest
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