Eslohe

Zusammen mit Schmallenberg bildet Eslohe das Schmallenberger Sauerland. Die ohnehin malerischen Sauerländer Dörfer sind hier vielleicht nochmal etwas malerischer und liegen zwischen perfekt sanft geschwungenen Hügeln. Wenn man mit einem Wort beschreiben soll, welchen Eindruck die Region vermittelt, dann wäre dieses Wort wohl Geborgenheit. Wären noch zwei weitere erlaubt, dann käme wohl Gemütlichkeit und Gastlichkeit dazu. Alle drei zusammen sind die drei Gs des Sauerlandes. 

Dorfgastlichkeit 

Das wirklich Einmalige der Region sind die Dörfer. Die meisten Menschen empfinden sie als schön, ohne kitschig zu sein. Sie sind nicht perfekt, je nach Jahreszeit vielleicht auch rau und kantig, aber authentisch. Das ist das Entscheidende: Sie sind keine Tourismus-Kulissen.  

Die Dörfer sind so, wie sie sind, weil die Menschen, die hier leben, sie so haben wollen. Sie sind der Ausdruck intakter Gemeinschaften. Und die Bewohner sind bereit, das mit ihren Gästen zu teilen. Die Menschen sind nicht überschwänglich. Man muss als Gast auf sie zugehen. Wer das aber tut, kommt sofort dazwischen und wird belohnt mit einem Stück Heimat auf Zeit. Alle Tourismusregionen suchen ihr Alleinstellungsmerkmal. Für die Sauerland-Wanderdörfer ist das die Fähigkeit, ganz ernsthaft Heimat auf Zeit zu bieten. Und welche Zeit des Jahres könnte besser dazu geeignet sein, das richtig mit aller Behaglichkeit zu genießen, als die Vorweihnachtszeit. 

Die Einkaufsstraße von Eslohe ist entsprechend vorweihnachtlich geschmückt – nicht blinkend, nicht bunt, sondern sauerländisch stilvoll. Ein Teil der Gruppe ist von den inhabergeführten Geschäften von der Floristik bis zur Bekleidung begeistert, den anderen Teil locken eher die Düfte mit den kulinarischen Verheißungen – zum Beispiel der Fleischerei Schulte mit ihren Wildspezialitäten, die es übrigens im Sommer auch als lecker eingelegtes Grillgut gibt, oder die legendäre Konditorei Kaptein. 

Wer sich etwas weiter die Füße vertreten möchte, muss nicht gleich auf eine große Wanderung gehen. Auf einem Sattel über Eslohe thront ein weiterer Sauerland-Seelenort: die Rochuskapelle mit ihren Renaissancefresken. Aus konservatorischen Gründen ist die Kapelle meistens zu. Durch ein extra dafür angelegtes, kleines Guckloch kann man die Fresken bewundern, ohne ihnen zu schaden. Der Spaziergang dorthin lässt sich bequem zu einer kleinen, aussichtsreichen Runde erweitern. 

Den Höhepunkt unseres Bummels durch Eslohe bildet natürlich jenes Haus, durch dessen große Fenster kupferne Kessel verheißungsvoll herausleuchten: der Brauereigasthof Essel-Bräu. Sowas gibt es eben nicht nur in Bayern: gute, alte Gasthoftradition mit selbstgebrautem Bier. Vom neumodischen Begriff „Craft-Bier“ will Werner Schulte, der Chef des Hauses, nicht viel wissen: „Unser Bier ist einfach gute, alte Handarbeit. Lecker muss es sein, nicht chic.“ Zwei Sorten sind das ganze Jahr über erhältlich: ein helles Pilsener und ein dunkles Landbier. Saisonal kommen der Maibock und der Weihnachtsbock dazu – extrem süffig. Da ist jetzt etwas Vorsicht geboten. Sonst hat der Heimweg plötzlich viele neue Kurven. 

Während wir den Weihnachtsbock sehr sorgfältig mit den beiden anderen Sorten vergleichen, erklärt der Brauereibesitzer die Besonderheiten seines Produktes: „Unsere leicht naturtrüben, goldgelben Biere werden mit mineralarmem Sauerländer Quellwasser gebraut. Das ist perfekt für Bier und würde sogar für erstklassigen Whisky taugen. Die feine Würze erhalten unsere Biere durch Malze aus zweizeiliger Sommergerste. Wertvolle Aromahopfen aus Hallertau und Tettnang verleihen den Bieren nach sechswöchiger Gär- und Reifezeit eine weiche Bitterkeit mit einem feinherben Abtrunk. Die leicht fruchtige Geschmacksnote rundet das besondere Geschmackserlebnis ab.“ Das klingt nicht nur gut, es schmeckt auch gut. 

Am Sudkessel und dem offenen Gärbottich dürfen wir sogar selbst mit Hand anlegen. Das macht doch gleich wieder durstig. Lange Zeit wurde das Essel-Bier nur direkt im Braugasthof gegenüber ausgeschenkt. Inzwischen kann man es auch bequem mit nach Hause nehmen. Falls man beim Verlassen des Hauses noch in der Lage ist, wertvolle Fracht zu tragen, gibt es wahlweise eine Siphonflasche mit 2 oder 3 Litern oder ein kleines 5-Liter-Fässchen. Das ist doch mal ein Shoppingbummel für jedermann. 

Klaus-Peter Kappest

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Videoimpressionen zum Winterlicht in Eslohe

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