Schmalah See

Brilon Wald (51.322942 | 8.564538)

Im Fluss

Naturnah gestaltete Talsperre am Ende des Schmalah-Tals.

Es heißt, man steige niemals in den gleichen Fluss. Mit Verlaub: Das gilt auch für Seen. Nun stehe ich schon zum dritten Mal an der gleichen Stelle am Ufer, dort, wo der Schmalah-Stausee überfließen darf, wenn sich bei ihm zu viel angestaut hat. Und doch betrachte ich jedes Mal einen völlig anderen See. Beim ersten Besuch fand ich ihn langweilig: zu künstlich, zu still, zu wenig spektakulär. Im letzten Jahr, am Ende eines langen trockenen Sommers, war der Wasserspiegel sehr niedrig und ich sah nur Mangel, Dürftigkeit, es fehlte was. Heute bin ich erneut hier. Ein Regentag im Frühling, der See ergießt sich über ein breites Bett aus Felsbrocken talwärts, weißer Dunst steigt aus den umgebenden Fichtenschonungen auf und plötzlich merke ich: Ich mag diesen See.





Das Wasser fließt über Steine aus dem Überlauf des Schmalahsees

Dabei standen die Zeichen wenig günstig für den Beginn einer wunderbaren Freundschaft, als ich meine Wanderung an der Feuereiche startete. Es regnete Bindfäden und das hochaufragende Kunstwerk an der L 743, das der Urkraft des Feuers gewidmet ist, war kaum zu betrachten, ohne dass es mir in die Augen tropfte. Ich gestehe: Ich bin keiner von den begeisterten Wind-und-Wetter-Wanderern, an deren Laune Dauerregen buchstäblich abperlt. Von der stark befahrenen Landstraße führte der Forstweg hinunter ins Tal der Schmalah. Schritt für Schritt ebbte der Geräuschpegel weiter ab, auch in mir wurde es ruhiger. Ich dachte darüber nach, wie sinnlos eigentlich der Widerstand gegen Dinge ist, die ich nicht ändern kann. In diesem Fall: der Regen. Und wie befreiend es sein kann, wenn ich Momente des Lebens einfach annehmen kann, wie sie nun mal sind.





Blick auf den Schmalah See

Vielleicht verdanke ich dieser gedanklichen Annäherung, dass ich heute mit ganz anderen, mit wohlwollenden Augen auf den See blicke. In Ufernähe ist der Wasserspiegel glatt, in der Mitte des Sees kräuselt sich das Wasser und glänzt silbrig, selbst jetzt, unter dunkel dräuendem Wolkenhimmel. Ein Stockentenpärchen paddelt sanft schaukelnd vorwärts. Am Ufer führen Buchen und Birken im aufsteigenden Dampf zeitlupenhaft einen Schleiertanz auf. Ein stilles Wasser, gedankentief.

Der Gang von der Feuereiche zum Wasserspeicher hat mich für die Wahrnehmung von Gegensätzen sensibilisiert. Ich bemerke an der Überlaufstelle, dass eine prickelnde Reibung entsteht, wenn sich das Wasser in Bewegung setzt. Gestautes wird Fließendes, das Schweigende zum leise Plaudernden. Als ich von dort zur Seeumrundung aufbreche, bemerke ich einen weiteren Kontrast. Rund um die Staumauer ist das Gras in ordentlichen Bahnen gemäht, kurz geschoren wie ein Golfrasen. Im weiteren Verlauf wird das Ufer immer naturwüchsiger. Dichtes Buschwerk wechselt mit wilder Wiese, hellbraune Blätterteppiche führen bis an die Wasserlinie, umgefallene Bäume erhalten eine Seebestattung. Ich vergesse auf weiten Strecken, dass es sich um einen angelegten Stausee handelt.





Wasserüberlauf mit Weitblick auf den am Schmalahsee

Als ich nach vollendeter Umrundung wieder am Ausgangspunkt ankomme, hat sich mein Blick erneut verändert. Ich habe verschiedene See-Gesichter kennengelernt und weiß nun, dass es zwei Gründe hat, warum ich niemals am gleichen Gewässer stehen kann. Zum einen, weil dieser glänzende Spiegel immer neue Himmelsfarben, Jahreszeiten und Wetterbedingungen reflektiert. Zum anderen, weil auch ich als Betrachter niemals der gleiche bin: Auch meine inneren Gefühlslandschaften, Stimmungsfarben und Gedankenströme wechseln ständig. Das Lebendige tritt in Resonanz mit dem Lebendigen. Immer gleich, immer anders.

Autor: Michael Gleich

Ein stilles Wasser, gedankentief.

Michael Gleich

Den Schmalah See erreichen Sie am besten vom:

Wanderparkplatz Feuereiche, Wandertafel an der Feuereiche auf dem Rothaarsteig, Olsberg Bruchhausen

Hier erlebenSie Olsbergs Natur in seiner ganzen Schönheit. Diese mittellange Tour hat von allem etwas: Viele Highlights am Weg, eine naturbelassene Wegeführung und zu guter Letzt ein schönes Fachwerkdorf mit gemütlichen Einkehrmöglichkeiten.

Weitere Infos erhalten Sie über die Tourist-InformationBrilon-Olsberg: Tel: 0 29 62 - 97 37 0, E-Mail: info@olsberg-touristik.de





Blick von den Bruchhauser Steinen
Schmalahtalrundweg (Qualitätstour Wanderbares Deutschland)
Schwierigkeit: Mittel | Strecke: 8.5km | Dauer: 2:31h | Aufstieg: 225m | Abstieg: 225m
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