Sommerlicht

Licht wie Milch und Honig - als Fotograf in den Sauerland-Wanderdörfern brauche ich manchmal kein Motiv. Das Licht allein reicht aus.





Milchiges Licht vor einem Wald

5.30 Uhr auf dem Auergang zwischen Lennestadt-Saalhausen und Schmallenberg-Werntrop - dichter Nebel im Tal - Wolken am Himmel - dazwischen aber Licht: Über der Hunau drückt die Sonne ein zartes Pink zwischen das heller werdende Blau. Unwirklich umspielt es die Hunaukuppen. Immer kräftiger drückt die Sonne auf Wolken und Nebel - und schließlich bricht sie durch. Warmes, flüssiges Gold fließt zwischen den Fichten hervor - ein Spiel von Licht und Schatten zwischen den Bäumen in den letzten Nebelfetzen - dann ist der Tag da - hell und weiß durch den Rest von Dunst am Sommerhimmel - „Milchsonne“ sagt man dazu in Nordeuropa. Jetzt ist das Licht vollständig, alle Farben sind vereint, es ist weiß.

Doch das Wetter in den Sauerland-Wanderdörfern hält mit Sicherheit bald wieder etwas spannendes bereit, um das reine Weiß aufzubrechen. Alles Licht, alle Farben und im nächsten Schritt alle Berührung  der Menschen durch das Licht entsteht, wenn man das weiße Licht aufspaltet und nur einen Splitter davon verwendet: das Schwarzblau einer Gewitterwolke über dem Kahlen Asten genau wie das goldgelbe Honiglicht, das unter ihr hervorquillt und - getragen vom Nach-Gewitter-Dunst - wie klarer Honig in die Täler um Züschen fließt. Oder ein Verlauf vom zarten Orange ins Blau des Morgens, wenn die Sonne sich noch nicht ganz vom Horizont gelöst hat, der Talnebel bei Eslohe-Wenholthausen noch unberührt ist von ihr und sie darüber einen Baum streift, dessen Äste von den Stürmen auf den Sauerländer Bergen erzählen.

Klaus-Peter Kappest

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